Die zweite Tagestour führte uns auf den Dürrenstein, 2850 Meter hoch. Diesesmal hatte ich Leo als Führer und er machte seine Sache auch großartig. Wieder konnte ich viele schöne Bergpflanzen abtasten und ab und zu zeigte er mir auch große Felsvorsprünge. Der Aufstieg ging in Serpentinen hoch, und so fand ich es gar nicht so anstrengend. Aber bei dieser Bergtour hatten wir keinen Schnee. Als alle wohlbehalten am Gipfelkreuz angekommen waren, wünschten wir uns das "Bergheil". Es ist einfach ein unbeschreiblich schönes Gefühl, dort oben auf dem Berg zu stehen und die schöne Natur zu genießen! Alles ist so still und friedlich! Dieses einmal zu erleben, das wünsche ich jedem! Ich finde, es ist wirklich ein Geschenk, daß der P. Lutz uns Blinden dieses ermöglicht!
Dort oben in 2850 Meter Höhe war es ganz schön kalt und wir waren froh, daß wir Anoraks, Mützen und Handschuhe mitgenommen hatten. An einer sonnigen Stelle hielten wir dann unsere Mittagsrast, und die mitgenommenen Brote und das andere schmeckte uns sehr gut dort oben.An einem Morgen stand ich schon sehr früh auf, um mit Holger aus Berlin und P. Lutz das Erwachen der Natur mitzuerleben. Es war wirklich beeindruckend, wie nach und nach die Vögel erwachten und wir schweigend durch die Natur gingen. P. Lutz zeigte uns wieder seltene Bergpflanzen und Holger und ich staunten, daß sich solche Pflanzen an einem Berg halten konnten. Auf unserem Rückweg machten wir bei einem Bergbauern halt und stärkten uns mit einem Glas frischer Kuhmilch. Wir kamen gerade noch rechtzeitig in unserem Quartier an, um die anderen Bergkameraden zu wecken.
An einem Nachmittag waren wir bei den Eltern vom Tschurtschentaler Franz eingeladen. Sie und natürlich auch der Franz zeigten uns ihren Bauernhof und anschließend ließen wir uns den Kuchen, den seine Mutter gebacken hatte, und den Wein sehr gut schmecken. Ich fand es einfach sagenhaft, mit welcher Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit diese Leute uns empfingen. Die Stunden bei ihnen vergingen sehr schnell und schon bald mußten wir wieder Abschied von ihnen nehmen. Als Abschluß dieser Bergwoche feierte P. Lutz mit uns eine Messe im Freien. Ich fand es beeindruckend, auf einer Bergwiese zu sitzen und die heilige Messe mitzufeiern. Eigentlich hatten meine Freundin Monika und ich vorgehabt, schon einen Abend eher wieder nach Deutschland zu fahren. Doch die Abschlußmesse dauerte etwas länger, so konnten wir unseren Zug nicht mehr erreichen. Darüber waren wir beide froh, denn so konnten wir noch einen Abend in der Gemeinschaft bleiben. Das waren auch sehr schöne Stunden. Als wir dann so gegen 23:30 Uhr in unser Zimmer kamen, entdeckten wir dort nur ein einziges Chaos. Gabi, auch eine liebe Bergkameradin hatte dieses angerichtet. Da haben wir erst einmal kräftig gelacht und uns dann ans Entwirren der Bettwäsche gemacht. Das war eine feine Überraschung, einfach toll!Ida H. aus dem Westfalenland