Es gibt Berge,
über die man hinüber muß,
sonst geht der Weg
nicht weiter.
Linz, Dezember 1984
Liebe Freunde!
Unsere Freizeiten sind auch dieses Jahr wieder zu einer internationalen
Begegnung von Blinden mit Blinden, von Blinden mit Sehenden, von Sehenden mit
Blinden und von Sehenden untereinander in Deutschland, Südtirol,
Österreich, Liechtenstein und aus der Schweiz. Manche gehen schon seit 14
Jahren aufeinander zu als Freunde und Kameraden, viele haben das erstemal die
Freude mit uns erlebt.
Für mich selber war dieser Sommer und Herbst freilich eine Extra Freude,
daß ich nach meinem Beckenbruch dabei hab sein können, ja, daß
ich schon allerhand Touren wieder mitgehen konnte. (Seit drei Monaten bin ich in
so bester Verfassung, daß ich kaum Schmerzen spüre, praktisch alle
Belastungen leicht aushalte - und nicht einmal die Wetterveränderungen
spüre. Ich kann nur staunen darüber und danken
dafür!)
Drei Lebensbilder aus der Welt der Berge und ihrer Bewältigung sind mir diesmal immer wieder in den Sinn gekommen.
Die Bedeutung der kleinen Schritte. Wie nichtssagend kommt uns doch so ein kleiner Schritt vor daheim...
Ein Sinnbild dafür ist uns der
Bergkristall geworden. Ein großer, sehr schön
geformter ist dieses Jahr bei unseren Gottesdiensten neben dem Kreuz am Altar
gelegen. (Die Nichtsehenden haben ihn immer in die Hände erhalten.) Er ist
aus dem undurchsichtigen Quarzgestein durch die Jahrtausende hin gewachsen, wohl
in einer total dunklen, lange Zeit verborgenen Gesteinshölung. Durch seinen
ganz regelmäßigen Aufbau seiner kleinsten Bestandteile (der Atome und
Moleküle) ist er durchsichtig geworden, mit scharfen Kanten, mit edler
Gestalt. Nur einer kennt deine höchste Vollendung, dein Lebensziel und
Sinn. Er führt Dein Leben in Geduld, überlaß Dich seiner
geduldigen Führung, gib ihm jeden Tag. Er allein kennt den Sinn jedes
Deiner Tage. So kommt Licht hinein in Dein Leben, Freude und Ermutigung in Dein
Herz für jeden Tag - daß Dein Leben wertvoll wird für Dich und
die Deinen.
Dies ist auch mein Wunsch aus dieser Weihnachtszeit für ein wertvolles, friederfülltes, freudebringendes Jahr 1985 für Euch liebe Freunde und alle, die Ihr im Herzen habt.
Noch etwas ganz Persönliches:1985 sind es 25 Jahre, daß ich im priesterlichen Dienst wirken durfte. Am 30.6.1985 feiere ich mit meiner Heimatgemeinde Volders in Tirol. Wenn Du kommen kannst, bist Du herzlich dazu von mir eingeladen. (Die Benachrichtigung darüber erbitte ich auf einer Postkarte.)
Ich bitte Dich, begleite mich weiter ganz auf Deine Weise, daß ich meinen Auftrag besonders auch als Blindenseelsorger recht erfülle. Ich danke Dir für Deine Treue.
VERGIß DIE SCHÖNEN TAGE NICHT!
WENN DER HORIZONT VERFINSTERT IST
UND KEINE SPUR VON LICHT,
SOWEIT DU SEHEN KANNST.
WENN DEIN HERZ TOTAL VERSTIMMT IST
UND VIELLEICHT VOLL BITTERKEIT,
WENN SCHEINBAR ALLE HOFFNUNG
AUF NEUE FREUDE UND NEUES GLÜCK
ZUSAMMENGEBROCHEN IST,
DANN SUCHE SORGSAM DIE SCHÖNEN TAGE
IN DEINER ERINNERUNG AUF.
DIE TAGE, DA ALLES GUT WAR
UND KEIN WÖLKCHEN AM HIMMEL.
DA ES EINEN GAB, BEI DEM DU
DICH ZU HAUSE FÜHLTEST,
DA DU VON DEM BEGEISTERT WARST,
DER DICH JETZT ENTTÄUSCHT HAT
UND VIELLEICHT BETROGEN.
aus: "Vergiß die Freude nicht"
von Phil Bosmans
Güte in den Worten
erzeugt Vertrauen,
Güte beim Denken
erzeugt Tiefe,
Güte beim Verschenken
erzeugt Liebe.
Laotse
Ausser den im Freizeitheft angekündigten Freizeiten waren diesen Sommer noch mehrere herzerfreuende Programmpunkte mit bester Beteiligung geboten:
Durch Herrn Dr. Reinhold Wolf, Reutte, (wieder um Christi Himmelfahrt) ein TOSCANA-Unternehmen und im August eine Bergsteigerwoche in den Allgäuer Alpen mit unseren erfahrendsten Berggehern der Blinden.Im Mühlviertel bei Freistadt waren wir auf den Höhen des Böhmerwaldes das Wochenende vom 12. bis 14. Oktober unterwegs. Herzlichst aufgenommen von Herrn Dechant Buchegger und seiner Pfarrhaushälterin Berta unter bester Führung von Herrn Gemeindesekretär. Den Sonntagsgottesdienst konnten wir mit der Pfarrgemeinde mitgestalten.
Im "Wilden Kaiser" waren uns wieder die einheimischen Bergführer Hans-Jörg und Günther zur Seite (19. bis 21. Oktober) mit vielen Freunden von St. Johann. Diesmal konnten wir die markante Westkante des Scheffaner meistern.Zur gleichen Zeit ging's mit Wolfgang Schedler in der Steiermark auf die Hochschwab-Höhen - hauptsächlich mit der einheimischen Mao-Armee!
Ich möchte im Namen aller meinen Dank sagen, allen verantwortlichen Leitern, geistlichen Begleitern und Tourenführern - allen blinden Kameraden und Führern.Die Begeisterung gegenseitig ist ursprünglich frisch geblieben. Und eines war uns dieses Jahr wieder fast unglaublich im Gehn miteinander gegeben: Mehr als 80 Tage waren wir mit über 300 Kameraden unterwegs und hatten keine einzige Verletzung - außer einmal einen unberechenbaren "Einitapper" in ein Wespennest (Böhmerwald). Da fehlte uns bisher die Erfahrung!
Noch unglaublicher klingt die Tatsache, daß von den vielen Tagen nur 6 Regentage und 2 Schneetage (ausser Schifreizeit!) dabei waren.
Gott kennt
dein Gestern,
gib ihm
dein heute,
er sorgt für
dein Morgen!
Ernst Modersohn (1870-1948)
um Mithilfe zur Durchführung der Freizeiten kommt zu Euch, gestärkt durch die gute Erfahrung aus dem vergangenen Jahr.
Bitte melde uns extra, wenn Du alsIch danke Dir im voraus schon besonders dafür. Wir brauchen diese Mitarbeit immer notwendiger.
Auch die Bekanntgabe von neuen Plätzen für alle Arten von Freizeiten ist immer eine willkommene Mithilfe.
Und noch dies: Auch wenn Du schon mehrere Jahre nicht dabeisein konntest, frisch
Deine Kameradschaft mit uns wieder auf.
Vielleicht kommst Du jetzt gar schon mit Deiner Familie!
Du bist immer auch mit den Deinen froh willkommen.
Bleib bei dir in allen Zeiten.
Sei ganz du, und sei es gern!
Sammle dich!
Zerstreu dich nicht!
aus: Nachdenken mit Martin Gutl
ist die | BIBEL-SINGWOCHE |
TIEFENPSYCHOLOGIE | |
und | YOGA |
Zur sinnerfüllten Lebensverwirklichung sind dies beste Quellen, gute Schritte für viele schon geworden.
Wir schöpfen aus den lebendigsten Lebensquellen, die wir im Worte Gottes
erhalten haben und jeder erhalten kann, der dahin geführt wird und lebendig
daraus schöpfen lernt zur Bewältigung seines Lebens, kraftvoll auch in
seinem Leiden und erhellend für die Freude seines Lebens.
Wie ein Echo ist in diesen frohen gemeinsamen Tagen das Singen miteinander,
gerade im Üben auch der Lieder, die die Kirche uns für den
Gottesdienst das ganze Jahr über bietet.
Tiefenpsychologie
Der Zugang zu sich selbst und zum Verständnis seiner Mitmenschen wird uns
in dem Weg der wissenschaftlichen Tiefenpsychologie, wie sie
Prof. Fabricius uns sehr menschlich und praktisch
schenkt, zu einem wahren Lebensgewinn.
Blicke in dein
Inneres!
Da drinnen ist eine Quelle des Guten,
die niemals aufhört zu sprudeln,
solange du nicht aufhörst
nachzugraben.
Marc Aurel
Zu Eurer Information
Die Oberösterreich Landesregierung hat uns wieder den Betrag von
S 4.000,- aus Jugend und Sport zur
Verfügung gestellt und aus einem Fond der Caritas der Diözese Linz
konnten wir S 10.000,- erhalten.
Ihr habt als Teilnehmer verläßlich die Beiträge, die zu leisten
waren geleistet und immer wieder haben manche mehr gegeben. So konnten wir auch
gegenüber Familien und Jugendlichen, die teilgenommen haben,
großzügig bleiben.
Neben der Finanzierung der Freizeiten (für Blinde und sehende Begleiter) ergeben sich noch folgende Auslagen als ziemlich konstant:
Die Versicherung:
Die Jahresprämie für den Versicherungsschutz beträgt
inkl. Steuern S
6.510,-, unabhängig von der Anzahl der Veranstaltungen
bzw. der teilnehmenden
Führer.
Druck- und Versandkosten des Freizeitheftes 1984 (900 Exemplare)
Kuverts | 616,- S |
Grafiker | 345,- S |
Druck | 8.794,- S |
Marken Auslandversand | 880,- S |
Postgebühr Massendruck | 1.233,- S |
11.868,- S |
(Dieses Jahr brauchen wir bereits 1.200 Exemplare.)
Das Bergkreuzl, das nun schon über 200 als Anerkennung erhalten haben (dieses Jahr waren es 22) für das drittemal Dabeisein, sowohl blinde Teilnehmer, wie treue Begleiter. So ergab sich heuer die Summe von S 3.960,-.
Post und Telefon ergeben immer wieder auch regelmäßige Auslagen. Wir können diese als internationales Unternehmen nicht immer selbstverständlich dem Pastoralamt der Diözese Linz anrechnen.
Das wenige, das Du tun
kannst, ist viel.
Albert Schweitzer
Und es sagte die große Hand zur kleiner Hand:
Du kleine Hand, ich brauche dich,
damit ich nach Hasten und Lasten der Tage
einmal ausruhen kann und gelöst sein und feiern,
hingegeben an Sonne und Wind.
Ich möchte lernen von dir das so lange vergess'ne Vertrauen:
Einer ist da, der mich hält und führt und begleitet!
Mit dir möchte ich wieder ein Gebet versuchen,
das sich bittend dem hingibt,
in dessen Treue wir alle geborgen sind, auch die Zweifler.
Ich bitte dich: Wenn ich verkrampft bin in Zorn und Verzweiflung,
müde und matt von den Niederlagen des Tages,
sei bei mir wie heute, einfach hingehalten und offen,
daß meine Schatten vertrieben werden vom Licht.
Du kleine Hand,
zeige mir immer wieder das Wunder,
daß wir alle unsagbar geliebt sind.