Wandern in den Frühling - Frühlingserwachen in Hüttschlag /
Großarltal / Salzburg - "Schauen, was hinter den Bergen haust
..." - 2005
"Es gibt Berge, über die man muss, sonst geht der Weg nicht
weiter"
Ich bin in Vertretung meiner verhinderten Freundin zu dieser Wanderwoche mit
Blinden und Sehbehinderten gekommen. Schon am ersten Tag war ich sehr betroffen
und erstaunt, was diese Menschen alles bewerkstelligen und wie schnell eine
geschwisterliche, vertrauensvolle und guttuende Atmosphäre entstand. Alles
lief so unkompliziert und reibungslos ab.
Am Sonntag feierten wir mit den Hüttschlagern den Gottesdienst und gingen
danach auf die Paul Hütte in Großarl. Zum Ausgangspunkt wurden wir
mit Privatautos gefahren.
Trotz Regenwetter zogen wir jeden Tag los auf schöne Almen mit einer
gemütlichen, lustigen Rast in den Almhütten mit Brettljause,
Buttermilch usw.. Beim Abstieg entwickelten
sich schöne Gespräche und ich erfuhr, welch schweres Schicksal mancher
Blinde bewältigen muss.
An einem ganz verregneten Vormittag zeigte uns unser Gastgeber Werner einen
Film über das Großarltal, das Tal der Almen, und über die
wildromantische Lichtensteinklamm in St. Johann am
Eingang des Großarltales. Am Nachmittag besichtigten wir das Talmuseum in
Hüttschlag und machten dann noch eine kleine Wanderung Richtung
Talschluss.
An einem Abend spielten Lisl und Friedl, ein blindes Ehepaar, mit Zither und
Gitarre auf und Robert aus München mit dem Hackbrett. Ein sehender
Teilnehmer las besinnlich-lustige Geschichten vom Tiroler Altbischof
Stecher.
Wir gestalteten auch einen Wortgottesdienst, alle sangen und feierten innig
mit.
Martin Buber schreibt: "Wer die Liebe hat, dem kann vieles fehlen.
Wem die Liebe fehlt, dem fehlt alles."
Jeden Tag übernahm ein Teilnehmer ganz ungezwungen eine kurze Morgen- und
Abendbesinnung.
Am Abschlussabend spielte unsere "Stubenmusik" wieder auf. Ursula
verfasste ein nettes Gedicht von der ganzen Woche, Adi aus Graz bedankte sich
bei allen, die uns eine so schöne, erholsame Woche ermöglicht hatten,
und wir sangen und waren alle fröhlich und geschwisterlich zusammen.
Ja, ein ganz herzlicher Dank gebührt Ernst und Anni. Sie haben sich soo ...
viel Mühe gegeben, alles war so gut organisiert. Niemand hatte Grund zum
Jammern und Meckern, auch ohne Sonne empfand ich alles sehr lichtvoll und
schön. Wir waren auch bei ganz lieben Wirtsleuten untergebracht. Man
spürte, dass sie mit uns nicht Geschäft machen, sondern uns Freude und
gute Tage vermitteln wollten.
Ich habe in dieser Woche viel dazu gelernt und bin reich beschenkt nach Hause
gefahren. Mit Antoine de Saint-Exupéry kann ich
sagen: "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist
für die Augen unsichtbar."